Ihr plant ein Interview und seid Euch unsicher, welche Kamera ihr nehmen sollt, wie ihr die Fragen stellen sollt, welche Lampen ihr braucht? Oder ist das Interview schon gedreht und irgendwie… sieht das doch anders aus, als ihr euch das vorgestellt habt? Wir haben ein paar Lösungswege für euch. Hier unsere 7 Tipps zum Interview Dreh!
Auch wenn wir ein Studio für Motion Design und Animation sind, so produzieren wir im Jahr häufiger Interviews. Zum einen liegt es daran, dass wir aus dem Filmbereich kommen und das schon viele Jahre machen. Zum Anderen bietet es sich auch wunderbar an Interviews mit Motion Design zu verbinden. Viele denken jetzt vielleicht an die klassischen Bauchbinden oder auch modernere Varianten davon. Es geht allerdings auch durchaus weiter. Aber dazu kommen wir noch. Wir haben auch einen Artikel zum Thema Erklärfilm Erstellung (Link) verfasst, wo es besonders um die Animationsfilm Produktion geht.
Wer übrigens sofort zu den 7 Tipps zum Interview Dreh will ohne viel zu lesen: Einfach direkt nach unten scrollen!
Bevor es los geht 2 wichtige Fragen:
Ist mein Interview Partner Kameras gewöhnt?
Welche technischen Voraussetzungen hat das Interview?
Diese beiden Punkte könnten auch später geklärt werden, sind aber unseres Erachtens so essentiell, dass du dich als erstes damit befassen solltest. Denn in der Planung sind 2 Säulen wichtig: Die inhaltliche Vorbereitung und die technische. Wenn der Interviewpartner keine Kamerateams gewöhnt ist, muss vorher mehr kommuniziert werden und der Ablauf und das Ergebnis (!) mehr besprochen werden. Sonst wird der Dreh zur Wundertüte, denn Naturtalente gibt es auf jeden Fall, aber die normale Erstreaktion sieht eher so aus:
Die meisten Interviewpartner sind nicht erfahren vor der Kamera Interviews zu geben. Also versuchen wir im Vorfeld schon ein wenig die Angst zu nehmen.
Die erste Sorge ist immer, dass der Text auswendig gelernt werden muss. Wichtig dies möglichst schnell klar zustellen, dass es wichtig ist, es NICHT auswendig zu lernen. Denn wir wollen ja ein natürliches Ergebnis haben, wo eine ehrliche und interessante Message vermittelt wird. Bei Dokumentationen ist es leichter, denn es bezieht sich meist auf Dinge, die einem persönlich passiert sind.
Bei Interviews hingegen, in dem Sachverhalte erklärt werden oder Strukturen beschrieben werden, ist es etwas schwieriger. Hier ist es wichtig, mit dem Partner eine Stichwortliste zu erarbeiten, die von beiden Seiten verinnerlicht wird. So ist im Vorfeld klar, welchen Aufbau und Länge ungefähr der Text haben soll und was die Message ist. Dies regt dazu an, dass beide Interviewpartner am selben Strang ziehen (wichtig, um der Nervosität vorzubeugen).
Die zweite Sorge ist, dass die Kamera ein wichtiger Punkt ist. Ist sie nicht. Zumindest für das Interview nicht. In 99 Prozent wollen wir nicht, dass der Interviewte in die Kamera schaut. Außer bei Ansprachen, wo der Zuschauer direkt angesprochen wird, wie in der Tagesschau zum Beispiel. Oder die Kanzlerin zum Neujahr. Somit ist die Kamera während des Interviews nur für den Kameramann relevant und die Interviewpartner können die Kamera gänzlich vergessen.
Also zusammengefasst:
Der beste Tipp ist leider nicht immer der günstigste.
Wäre ja auch zu schön gewesen. Aber was wird an Technik benötigt? Kamera(s), Licht und Ton. Daneben noch ein bisschen Grip, Stative, Monitore und Puder!
Und da kommen wir auch zum wichtigsten Tipp: nehmt eure eigene Technik. Unser Team dreht seit über 7 Jahren Interviews und muss immer wieder feststellen, dass du deine Technik einfach im Schlaf beherrschen musst. Es gibt hervorragende Verleiher, wo man sich die schönsten Sachen ausleihen kann, aber für Interviews im kleinen Team nicht zu empfehlen. Wenn ein Imagefilm, Werbeclip oder realisiert werden soll, ist es selbstverständlich sich Geräte und Technik zu mieten, weil dort viele und unterschiedliche Sachen gefordert sind. Doch gerade bei Interviews braucht es immer sehr ähnliche Technik.
Um keine bösen Überraschungen vor Ort zu erleben, solltest du dich nicht auf die Aussage des Kunden verlassen, sondern entweder vorher den Raum anschauen oder dir Fotos machen lassen. Dabei unbedingt an die Himmelsrichtung denken! Wenn die Sonne während des Aufbaus hinter der Hauswand ist und danach beim Dreh direkt auf dein Set scheint, hast du meistens ein Problem. Um das bestmöglich vorherzusagen, können wir nur die App Photopills (Link) empfehlen. Dort kannst du im Vorfeld genau berechnen, wann Sonne und wann Schatten ist. Die App wirkt erst recht kompliziert, aber die interne Wiki hilft sehr umfangreich.
Das Herz der Technik ist natürlich die Kamera. Und da wird es auch schnell emotional. Wir drehen seit 3 Jahren ausschließlich auf der URSA Mini 4.6k (Pro) von Blackmagic, mit der wir sehr zufrieden sind. Dies liegt daran, dass die Bild-Ästhetik sehr ansprechend ist, der Preis dabei erschwinglich bleibt und es ein unglaublich effizienter Workflow ist. Handliche Größe, viele Anschlüsse und alle wichtigen Codecs. Schreiben lässt sich unkompliziert auf SSD oder auf überteuerte CFast-Karten.
Da meist noch ein Endprodukt in HD gefordert ist, können bei einer 4k Aufnahme auch die übrigen Pixel genutzt werden, um nachträglich zu zoomen. So können nachträglich Sätze herausgeschnitten werden ohne Blende. Die bessere Variante ist natürlich eine 2. Kamera. Diese muss aber wirklich sehr gut matchen, am Besten sogar die gleiche Kamera sein. Bei der URSA bietet sich natürlich die neue Pocket an, auch wenn schon ein deutlicher unterschied zu sehen ist. Aber mit dem mitgelieferten daVinci ist das kein Problem. Neben der Kamera haben wir meist einen TV Logik zum besseren Beurteilen und Überprüfen für den Regisseur dabei. Die Objektive variieren nach Aufgabenstellung. Normalerweise ist ein 50mm eine gute Wahl, meist ist noch ein 85mm dabei und ein Zoom 16-35mm und 24-125mm.
Wenn du schlecht ausleuchtest, hilft dir die beste Kamera nichts. Würden wir unterschreiben, heißt aber auch nicht, dass es viel und aufwendig sein muss. Auch hier haben wir viel ausprobiert und haben uns auf ein Set festgelegt.
Erstes Problem: Strom. Gar nicht mal so selten gibt es keine Steckdose in der Nähe. Außerdem sehen lange Kabelstrecken auch meist nicht gut aus, denn wir wollen ja einen sauberen und geordneten Eindruck hinterlassen und durch das Kabel sind schnelle Änderungen der Position manchmal nicht einfach umzusetzen. Deshalb ist uns wichtig eine Lösung zu haben, die mit Akkus funktioniert.
Das zweite Problem: der Platz. Sehr oft muss in kleinen Räumen gedreht werden, sodass für die Lampen kaum noch Platz ist. Also brauchen wir Lampen, die auf kurze Distanz ein weiches Licht schaffen. Mehr dazu später. Wir sind absolut zufrieden mit den Aladdin Bi-Flex 1&2 (Link). Das sind auf einer Art Teppich angebrachte LEDs, die leuchtstark, dimmbar und variabel im Kelvin-Wert (Link) sind. So haben wir geringen Stromverbrauch (für die Akkus) und können uns den Lichtverhältnissen gut anpassen. Wir nutzen allerdings nicht die Softbox von Aladdin, sondern von Profoto (Link) zusammen mit einem passenden Speedring und Eggcrate.
Der Ton ist recht unspektakulär. Wir nutzen die RodeLinks (Link) zum Anstecken und ein Sennheiser ME66 Richtrohr (Link) für die Atmo. Wenn wir nur die kabellosen Ansteckmikrofone nehmen würden, wären 2 Dinge negativ: wenn es zu Störungen oder unerwarteter Kratzer am Mikrofon kommt, können wir es nicht ausgleichen und außerdem ist der Sound ohne Atmo meist etwas unnatürlich nah und in den hohen Frequenzen etwas undifferenziert. Als größter Kostenpunkt kann sich das Aufnahmegerät erweisen, denn den Sound direkt auf der Kamera aufzunehmen, ist nicht empfehlenswert. Natürlich ist ein Sound Devices (wie der hier) ein Traum, aber bei Interviews reicht wohl auch ein Zoom H6 (Link).
Bei unserem Setting brauchen wir wenig Grip. 2-3 Stative (C-Stands) für die Lampen, 1 Stahlstativ für das Richtrohr mit Angel, Drehköpfe etc. brauchen wir nicht, da wir einen Speedring haben.