Back To Basics – Die Schönste Art zu Animieren

Ich persönlich würde sagen: Frame-by-Frame ist die schönste Art zu animieren. Etwas überspitzt, aber traditionell ist eben nicht gleich veraltet. Wer Frame-by-Frame animieren möchte, muss sich zwar auf eine Menge Arbeit gefasst machen. Am Ende kommt dafür aber etwas wirklich Einzigartiges heraus. Und zwar in jedem Bild. Wir haben uns mal mit dieser Thematik genauer befasst: Wo kommt es her, wie erstelle ich eine solche Animation und was sind Vor- und Nachteile. Ich habe dafür am Ende dieses Beitrags erklärt, wie ich unseren Santa dieses Jahr als Frame-by-Frame Animation erstellt habe.

Geschichte & Arten

Cel Animation

Traditionell wurden früher handgemalte Animationen auf durchsichtigen Zelluloid Folien angefertigt, die gestaffelt einen Frame ergeben. Mindestens 12 davon ergeben eine Sekunde flüssig dargestellte Bewegung. Die sogenannte Cel Animationstechnik wird jedoch kaum mehr verwendet, da digitale Animationsweisen wesentlich effizienter sind. Trotz der digitalen Möglichkeiten finde ich persönlich die handgezeichnete Frame-by-Frame Animationstechnik die schönste Art des Animierens.

Aufbau bei der Cel Animation (Quelle: History of Animation)

Freiheit zur Spontanität

Frame-by-Frame Animation bietet die Freiheit auch während des Arbeitsprozesses spontan abzudriften und der eigenen Fantasie nachzugehen. Nicht, dass diese Art der Animation prinzipiell keine Planung voraussetzt, vergleichsweise werden aber weniger technische Skills gefordert. Vielmehr steht das Gefühl für Bewegung und Timing im Vordergrund. Ein Stift, Papier, etwas Zeit und die Bilder beginnen sich in Bewegung zu verwandeln. Dabei können auch ungeplant besonders schöne Dynamiken entstehen.

Der „Master of Animation“, Hayao Miyazaki, bestand bei seinen Filmen darauf, überwiegend handgezeichnete Bilder zu verwenden. Die Charaktere sollten sich mit dem Animationsprozess entwickeln, sodass er auf die freie Arbeitsweise bestand und oftmals erst während des Animierens neue Ideen einbrachte.

Auschnitt von: The Kingdom of Dreams and Madness.

Handmade-Look

Durch die freie Arbeitsweise der Bild für Bild hergestellten Animation ist es möglich komplexe Darstellungen zu realisieren. Besonders für Morphs, der Verwandlung von einer Darstellung zur nächsten und für perspektivisch komplexe Darstellungen, ist Frame-by-Frame Animation oftmals die beste Wahl. Auch wenn dem besseren Ergebnis meist ein hoher Zeitaufwand gegenübersteht, kann es sich lohnen die Animation händisch anzugehen. Es bietet weitaus mehr darstellerische Freiheiten und Möglichkeiten, als wenn man vergleichsweise mit starren 2D Ebenen versucht Perspektiven zu imitieren.

Der „handmade“-Look, der durch die meist (unvermeidbaren) minimalen Abweichungen von Bild zu Bild entsteht und dadurch zu leicht zitternder Linien Führung führt, ist auch in der Werbung wieder vermehrt gefragt (z.B. RedBull). Die zeitaufwändigere Arbeitsweise zwingt einen sich auf die essenziellen Bestandteile seiner Animation zu begrenzen, was die Einprägsamkeit steigern kann. Dieser Meinung ist auch der in der traditionellen Animation angesiedelte Raimund Krumme (LINK), der mehrere erfolgreiche Frame-by-Frame Werbespots produziert hat.

Hayao Miyazaki: Morh Animation via GIPHY

Straight Ahead vs. Pose-to-Pose

Es gibt verschiedene Herangehensweisen an das Frame-by-Frame Animieren. Unterschieden wird dabei zwischen der „straight ahead“ und der „pose-to-pose“ Vorgehensweise. Ersteres bezeichnet eine chronologische Arbeitsweise, bei der mit dem ersten Frame angefangen wird und so nach und nach die Bewegung entsteht. Der Film kann sich dabei komplett frei entwickeln und spontane Ideen stellen kein Hindernis dar.

Hingegen bedarf die „pose-to-pose“ Arbeitsweise etwas mehr Vorausplanen. Zuerst werden die Key-Posen festgelegt, also jeweils die Anfangs- und Endbilder der wichtigsten Bewegungen, bevor anschließend die „Inbetweens“ (die dazwischenliegenden Frames) der Bewegungsabläufe aufgefüllt werden. Es wird also erst ein Gerüst aus einzelnen Bildern gebaut, welche anschließend durch Zwischenbilder verbunden werden. Diese Methode ist zu empfehlen bei komplexen und realitätsgetreuen Bewegungen. Ein gutes Buch dazu ist „An Animator’s Survival Kit“ von Richard Williams (LINK), dem mehrfachen Oskar-preistragenden Animator bekannt durch „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“.

Timing und Perspektive

Auch die Besten brauchen Hilfe. Es ist ratsam sich Referenzen für die geplanten Bewegungsabläufe zu holen, um Timing und Perspektive zu verstehen, bevor Arbeitszeit unnötig investiert wird. Im Nachhinein lässt sich schwer etwas ändern, da alle Bilder einzeln, aber zusammenhängend sind. Zum Beispiel wurden für das Animationsvideo „Thought of You“ von Ryan Woodward (LINK) Tänzer gefilmt, um eine Referenz zu haben, was jedoch nicht das bloße Abzeichnen des Videomaterials bedeutet, sondern nur eine Grundlage bilden soll.

Mein persönlicher Workflow

Wie meine Idee das Laufen lernte…

Für die Frame-by-Frame Animation des Weihnachtsvideos, habe ich klassische mit einem Stift und Papier angefangen (einen Radiergummi hatten wir leider nicht). Ähnlich einem Storyboard (siehe Blogbeitrag: Link) habe ich so die wichtigsten Inhalte und Positionen festgelegt.
Da es eine Kamerafahrt um den Santa und die fallenden Gegenstände geben sollte, war eine einfache 3D Animation in Cinema4D wichtig, um ebenfalls mit einer Referenz arbeiten zu können. Somit ließ sich die Kamerafahrt und der Perspektivenwechsel besser nachempfinden.

Frame-by-Frame Animationsprozess 1
Frame-by-Frame Animationsprozess 2
Frame-by-Frame Animationsprozess 3
Frame-by-Frame Animationsprozess 4
Frame-by-Frame Animationsprozess 5
3D Vorbild

Die eigentliche Arbeit wurde mit Photoshop und Tablet verrichtet. Beim Zeichnen bin ich chronologisch vorgegangen und habe mich mit Hörbüchern in die Arbeit vertieft. Hier und da kamen während des Animierens spontane Ideen dazu und schrittweise immer mehr Details zur Komposition. Nach ca. zwei Wochen war die Animation fertig und abgerundet mit Sounds bereit die Weihnachtsstimmung zu verbreiten.

Das Resultat von 360 Bildern

Zusammengefasst:

  • Frame-by-Frame ist die klassische Form der Animation

  • Jedes Bild muss gezeichnet werden. Das macht es aufwendig, aber auch einzigartig

  • Der erzeugte handgemachte Look schafft durch die Reduzierung auf das Wesentlich eine hohe Einprägsamkeit

  • Perspektivische Wechsel und Verwandlungen lassen sich durch die Frame-by-Frame Animation sehr gut darstellen

 

Animation, cel, frame-by-frame, handmade
7 Tipps zum Interview Dreh
Warum Interviews und Motion Design zusammengehören

Ähnliche Beiträge

Es wurden keine Ergebnisse gefunden, die deinen Suchkriterien entsprechen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte gib eine gültige E-Mail-Adresse ein.
Sie müssen den Bedingungen zustimmen, um fortzufahren.